Der traditionelle gemischte Chor „Concordia“ ist in Schadeck mittlerweile Geschichte. Mit einem neuen Konzept versucht nun der Projektchor „Stimmengewirr“ unter der Leitung des Bad Camberger Chordirektors Ulrich Diehl die Zukunft des Chorgesangs im Dorf zu sichern. Das gemeinsame Konzert mit der integrativen Theatergruppe „Zwiebelfisch-Spielleute“ von Tatjana Trommershäuser und der Tanzgruppe „X4Dance“ von Marina Lanois am Samstagabend im ausverkauften „Haus der Vereine“ hat gezeigt, dass es gelingen kann, neues Publikum zu erschließen und jüngere Sänger zu gewinnen. Das moderne Konzept sprach auch ältere Zuhörer an. Ungewöhnlich, aber gelungen war die Idee, nicht nur einen singenden Chor auf die Bühne zu stellen, sondern alle Lieder in eine Theaterinszenierung zu integrieren. Greta und Paul Faber (gespielt von den „Zwiebelfischen“ Regine Wünsche und Walter Horvath) bilden den Leitfaden der Handlung. Das Paar hat Beziehungsprobleme. Folglich stellen sie sich jeden Tag die Frage: „Wie können wir es diesmal besser machen?“ Die Lieder führen sie durch die Hektik und den Stress des Alltags. Aber das Leben hat auch schöne Seiten vom Sonnenaufgang über den Spaziergang im Park bis hin zum Besuch im Teehaus. Am Ende des zweistündigen Programms zeigen sich beide versöhnt und können zufrieden gemeinsam mit dem „Stimmengewirr“ den begeisterten Gästen „Gute Nacht Freunde“ zurufen. Als Lieder für den Chor waren beliebte Melodien unterschiedlicher Genres gewählt worden. Die Mischung aus Reinhard Mey mit Doris Day, Billy Joel, Paul Simon, ABBA und den Prinzen war von der ersten bis zur letzten Minute kurzweilig und gelungen – selbst wenn mit „Tea for two“, „Vergammelte Speisen“ oder „Gib mir Sonne“ und „Money money money“ zum Teil Welten aufeinanderprallten. Das lag daran, dass nur Lieder dabei waren, die die Mehrheit der Musikfreunde kennt. Und auch daran, dass die Schadecker Sängerinnen und Sänger sich begeistert auf das Neuland einließen, viel schauspielerisches Talent und einen guten Schuss Selbstironie entfalteten. Beispielsweise wenn die Aktiven sich, per Handy telefonierend und Börsenkurse lesend, scheinbar nicht auf ihren Auftritt konzentrieren können. Für viel gewollte Verwirrung sorgten die „Zwiebelfisch“-Aktiven Angela Triebel, Oliver Friedrich und Dagmar Kazmierski sowie die erst siebenjährige Jonna, Tochter Trommershäusers, als „Umbaumännchen“. Dass Regisseurin Tatjana Trommershäuser professionell ausgebildete Schauspielerin ist, war an der Gestik ihrer Schüler und der szenischen Umsetzung in sehr angenehmer Weise spürbar. Auch die Integration der zwei gelungenen Tänze von „X4 Dance“ (sportliche Fitness und Kugeltanz) wirkte stimmig, denn wirklich alle Mitwirkenden waren mit Begeisterung dabei.
Anderthalb Jahre geprobt
Der Erfolg des Konzerts war aber auch das Ergebnis von anderthalb Jahren Vorbereitungsarbeit, die neben den Leitern der drei Gruppen vor allem Jörn Glücks, Susanne Heil, Andreas Hofmann, Astrid Vollbach und Marlis Zimmermann geleistet hatten. Das erste eigene Konzert vier Jahre nach der Gründung des Schadecker Projektchores sollte etwas ganz Besonderes werden. Das ist es mit Theater, Tanz und lyrischen Texten wie Max Frischs „Leute kamen des Weges“ letztendlich uneingeschränkt geworden. Auch weil die Sänger den Saal als Bühnen nutzten, Matthias Heil und Arpath Zsebe für ansprechende Lichteffekte im Saal sorgten und die Stimmen der Sprecher Andreas Hofmann und Susanne Heil sehr angenehm wirkten. Bianca Böhm sagte am Ende im Namen von „Stimmengewirr“ allen Aktiven und Gästen für ihre Unterstützung Danke. Neue Ideen für das nächste Konzert seien bereits gesammelt. Wer als Sänger dabei sein wolle, könne jetzt einsteigen. Interessierte Frauen und Männer können unverbindlich bei einer der Proben im „Haus der Vereine“ immer mittwochs von 20.30 bis 22 Uhr vorbeischauen.rok
© 2012 Nassauische Neue Presse, 20.03.2012